Der Umbau
Ein echtes Großprojekt
Nach rund 50 Jahren intensiver Nutzung und knapp 1400 Sitzungen offenbarte der 1962 eingeweihte Plenarsaalbereich des Landtages teils besorgniserregende funktionale bau- und sicherheitstechnische Defizite. Die markante äußere Fassadenkubatur des bedeutenden Nachkriegsarchitekten Oesterlen stand unter Denkmal- und Urheberrechtsschutz, doch allen im Land war klar: ob umfassene Sanierung oder Neubau – die Zeit zu handeln war gekommen.
Im Jahr 2002 gab es einen ersten Architektenwettbewerb, dessen Ergebnisse wegen der 2003 beschlossenen Sparmaßnahmen nicht umgesetzt wurden.
Im Jahr 2008 wurde eine Baukommission eingesetzt und das staatliche Baumanagement startete einen neuen Architektenwettbewerb zur, so wörtlich, "Um- und Neugestaltung des Plenarsaaltraktes". Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden bewusst zu ergebnisoffener Arbeit aufgefordert. Ein Erhalt der denkmal- und urheberrechtsgeschützten Kubatur wurde kontrovers diskutiert und erwies sich als außerordentlich komplex.
2010 machte dann ein Neubauentwurf das Rennen: Professor Eun Young Yi überzeugte die Jury mit einem Plenarsaal, der sich zur Stadt hin öffnete. Glasfronten sollten dabei maximale Transparenz signalisieren.
Im März 2010 beschloss der Landtag mit 91 von 152 Stimmen den Komplettneubau und damit den Abriss der Oesterlen-Architektur — ein Ergebnis, das mit Blick auf final noch zu ermittelnde Baukosten unter Vorbehalt stand. Und tatsächlich wurde der Kurs nach intensiver Prüfung durch das staatliche Baumanagement und der Feststellung erheblicher Budgetrisiken neu gesetzt. In enger Abstimmung mit der Baukommission rückte die Sanierung des Plenarsaals wieder in den Fokus.
Pragmatische Lösungen rund um Raumplanung und Flächenaufteilung ebneten einer Bewahrung der äußeren Kubatur den Weg. 2012 fiel die endgültige Entscheidung für einen Umbau im Bestand. Anfang 2013 wurde eine aus zehn Fachplanerinnen und Fachplanern bestehende Projektgruppe mit der Neugestaltung des Plenarsaals beauftragt. Nach nur achtwöchiger Vorplanung präsentierte das federführende Architekturbüro drei Konzepte. Bereits im Juni 2013 sprach sich die Baukommission einstimmig für die Variante "Plenarsaal mit Stadtbezug" aus: eine intelligente Verknüpfung zeitgemäßer Architektur mit fachgerechtem Denkmal- und Urheberrechtsschutz. Anders als bei früheren Entwürfen wurde auch die Instandsetzung der Portikushalle fest eingeplant.
Im September 2013 begann das Land Niedersachsen mit dem Umbau des ehemaligen Georg-von-Cölln-Hauses zum Interims-Plenarsaal. Zudem wurde der Öffentlichkeit eine konkrete Kostenrechnung für die Realisierung des neuen Plenarsaaltraktes am Leineschloss vorgestellt. 52,8 Millionen Euro wurden schlussendlich veranschlagt und bewilligt sowie die baulichen Risiken mit einem möglichen Umfang von 7,2 Millionen Euro bewertet.
Am 25. Juli 2014 tagte der Landtag das letzte Mal in seinem alten Plenarsaal. Der damalige Landtagspräsident Bernd Busemann löschte per Knopfdruck das Saallicht mit den Worten: "2017 wollen wir an diese Stelle zurückkehren!". Und so kam es auch. Für die erfolgreiche Umsetzung des Großprojektes waren diverse Meilensteine entscheidend. Diese werden unten (“Meilensteine”) im Einzelnen erläutert.