Neugestaltung des Plenarsaalbereiches
Respektvolle Modernisierung
Umbau im Bestand und Sanierung nach genauen Vorgaben: Dem Architekturbüro Blocher Partners glückte der ersehnte Spagat zwischen Alt und Neu, zeitgemäßer Transparenz und anspruchsvoller Raumplanung, Denkmal- und Urheberrechtsschutz sowie fachgerechter Sanierung.
Beton, Fundament, Grundstein — all diese Begriffe aus dem Bereich der Baukunst werden mit stoischer Beständigkeit assoziiert. Und doch muss sich jedes Gebäude den Herausforderungen eines ständigen ästhetischen, technischen und kulturellen Wandels stellen. Gute Architektur zeichnet sich durch die Fähigkeit zur Veränderung aus. Zukunftsorientierte Baukunst bietet immer auch Potenzial und Raum, um auf neue Ideen und Erfordernisse reagieren zu können.
Mit ihrem Credo der respektvollen Modernisierung setzten die Architekten die Tradition jener Baumeister fort, die das architektonische Erscheinungsbild des Schlosses prägten: Georg Ludwig Friedrich Laves und Dieter Oesterlen. Laves verlieh dem geschichtsträchtigen Bau seine klassizistische Grundprägung. Oesterlen verwandelte die Schlossruine im 20. Jahrhundert in ein Parlament. Dabei verschrieb er sich dem würdevollen Umgang mit dem bereits Dagewesenen, dass er "dem Sinne nach zu restaurieren" bemüht war — eine Linie, die auch für den Umbau ab 2014 richtungsweisend sein sollte.
Für den geschichtsbewussten Ansatz gibt es zahlreiche Beispiele: Der einstige Innenhof ist heute das Foyer — ein offener Raum für Kunst, die mediale Berichterstattung oder Besuchergruppen. Die Proportion der Bedachung der neuen Portikushalle, die umlaufenden Stützen und eine prägnante Materialausbildung im Boden erzeugen Assoziationen mit dem ehemaligen Areal unter freiem Himmel. Die historische Niedersachsentreppe wird neu inszeniert und entfaltet eine größere Wirkung denn je.
Sinnbildlich für die Verbindung von alter Bausubstanz und neuer Architektur ist eine als Lichtband sichtbare verglaste Deckenfuge, die Plenum und Portikushalle verbindet. Sie markiert die Grenzfläche zwischen dem Leineschloss und dem von Oesterlen kontrapunktisch angefügten Bauteil — und zugleich den Übergang vom öffentlichen Publikumsbereich in die Herzkammer der niedersächsischen Demokratie.