Ausstellung „Können wir gemeinsam... ?“
Wollen Sie überwacht werden?
Critical Design zur Frage: Resultiert aus Überwachung ein erhöhtes Sicherheitsgefühl?
Unser Team hat sich der Frage angenähert, ob die Demokratie durch Überwachung ein erhöhtes Sicherheitsgefühl schaffen kann. Der Kern dieser Arbeit besteht aus sieben Critical-Design-Versuchsaufbauten, die dieser Frage auf den Grund gehen. Bei dieser Designforschungsmethode (also dem Critical-Design) nehmen Designer:innen eine kritische Haltung gegenüber der Gesellschaft, dem Thema und der eigenen Disziplin ein.
Entstanden innerhalb des Projektes „Können wir gemeinsam... “ im Rahmen des Jahresthemas in Kooperation mit der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen). Die Autorinnen und Autoren des Projektes sind verantwortlich für die Inhalte.
Critical Design Versuche & Schlussfolgerungen
Die Versuchsaufbauten waren vielfältig, unter anderem: Kamera-Attrappen, eine verkleidete Security vor der Mensa oder in einer Vorlesung, vermeintliche Kamera-Aufnahmen in der Mensa, im Zug oder der Vorlesung, Überwachungs-Hinweisschilder und vieles weitere.
Diese Versuche führten zu ersten Schlussfolgerungen, mit denen wir uns der Beantwortung der Forschungsfrage annäherten:
- Neue Sicherheitsmaßnahmen wecken kein Sicherheitsgefühl, sondern erzeugen Unsicherheit, da die Überwachung als notwendig erscheint.
- Die Tatsache, dass theoretisch nahezu jeder Raum durch Smartphones mit Ton und Video überwacht werden könnte, wird von vielen als selbstverständlich betrachtet, ohne dass eine kritische Auseinandersetzung erkennbar ist.
- Neue Überwachungsmethoden werden teilweise infrage gestellt, während etablierte Überwachung oft unbemerkt bleibt oder als selbstverständlich akzeptiert wird. Es zeigt sich ein Gewöhnungseffekt an die bestehende Überwachung.
- Obwohl viele oberflächliche Kritik an der Überwachung äußern, haben sich die Menschen durch die allgegenwärtige Präsenz dieser, zu einer unkritischen Masse entwickelt, die die Augen vor der Realität verschließt.
(Wir führten unsere Untersuchungen (fast) ausschließlich im Rahmen der Hochschule durch. Daher sind die Schlussfolgerungen im Kontext dieses Umfelds zu betrachten.)
Thesen & neue Forschungsfragen
Basierend auf unseren Erkenntnissen haben wir Thesen entwickelt, die neue Forschungsfragen ergeben. Wir laden herzlich dazu ein, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen und weiterführende Untersuchungen anzustellen.
These 1: Überwachung erzeugt kein erhöhtes Sicherheitsgefühl. Die Komplexität der ausführenden Gewalten erstreckt sich vom privaten, wirtschaftlichen bis zum medialen Sektor und ist dadurch für die Gesellschaft schwierig einzuordnen.
Neue Forschungsfrage aus These 1:
Gibt es bessere Werkzeuge, die zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl führen können?
These 2: Videoüberwachung in der Demokratie kann nur einen geringen Anteil an Sicherheit für die Gesellschaft generieren. Überwachung ist in der heutigen Anwendung konträr zu dem demokratischen Grundgedanken. Es entsteht die Gefahr eines Vertrauensverlustes.
Neue Forschungsfrage aus These 2: Welche Räume kann Demokratie schaffen, um im Dialog ein Sicherheitsgefühl zu optimieren?
Abschließend lässt sich sagen, dass die meisten Versuche sich auf die Kamera als Überwachungs-/Sicherheitsinstrument konzentrierten. Es gibt weitere Werkzeuge, die die Demokratie anbieten kann, um Sicherheit zu erzeugen. Zusätzliche Forschung sollte andere Objekte und Prozesse untersuchen, die eine Demokratie zur Gewährleistung von Sicherheit einsetzt.
Wir rufen hiermit auf, sich mit unseren Erkenntnissen ebenfalls mit der Frage zu beschäftigen „Resultiert aus Überwachung ein erhöhtes Sicherheitsgefühl?“