Im KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte waren in den letzten Monaten seines Bestehens im Jahr 1945 circa 8.000 Menschen unter schlimmsten Bedingungen interniert. Das Außenlager unterstand zuletzt dem Konzentrationslager Mittelbau-Dora. Von dort aus wurden vor allem erschöpfte Zwangsarbeiter, die für die Waffenproduktion nicht mehr geeignet schienen, in das Außenlager Ellrich-Juliushütte abgeschoben. Die bereits völlig entkräfteten Häftlinge mussten unter menschenverachtenden Bedingungen schwerste Arbeit verrichten. Tausende Inhaftierte starben infolge der Zwangsarbeit.
Nach dem Zweiten Weltkrieg überlagerten die deutsche Teilung und wechselseitige Vorwürfe zwischen Ost und West eine Auseinandersetzung mit der Lagergeschichte. Die deutsch-deutsch Grenze verlief direkt durch das ehemalige Außenlagergelände. Auf beiden Seiten der Grenze wurden die einstigen Lagergebäude weitgehend zerstört. Nur wenige bauliche Relikte sind heute noch erhalten.
In den 1980er-Jahren begannen Geschichtsinitiativen im niedersächsischen Walkenried und im thüringischen Ellrich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Lagers. Durch bürgerliches Engagement und mit Unterstützung öffentlicher Institutionen sowie anderer Gedenkstätten ist das ehemalige Lagergelände heute zu einem Ort des Gedenkens geworden.
Im Rahmen ihrer Sommerreise besuchte Landtagspräsidentin Hanna Naber die Gedenkstätte. Vor Ort traf sie sich mit Birgit Pommer, ihrer Amtskollegin aus Thüringen. Beiden Parlamentspräsidentinnen ist es ein großes Anliegen, diese der Öffentlichkeit weniger bekannten Gedenkstätte mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Die Bedeutung auch länderübergreifender Erinnerungsarbeit wurde von beiden Parlamentspräsidentinnen betont.
Landtagspräsidentin Hanna Naber hebt hervor: „Gedenkorte wie das ehemalige KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte sind für unsere demokratische Gesellschaft von größter Bedeutung. Sie erinnern daran, dass unsere Demokratie aus einem schrecklichen Zivilisationsbruch erwachsen ist. Das Erinnern an die Verbrechen der Nationalsozialisten steht vor großen Herausforderungen: Immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können von ihren Erlebnissen berichten. Manche halten Erinnerungsarbeit für entbehrlich. Als Demokratinnen und Demokraten ist es unsere Pflicht, Erinnerungsarbeit als Teil der demokratischen Bildung mit allen Kräften – auch länderübergreifend – zu fördern.“
Birgit Pommer, Präsidentin des Thüringer Landtages, sagt: „Juliushütte ist ein Ort, der uns alle betrifft. Ein dunkles Kapitel unserer Geschichte – lange vergessen und geteilt. Heute übernehmen wir hier gemeinsam Verantwortung, Niedersachsen und Thüringen, um das ehemalige KZ-Außenlager dem Vergessen zu entreißen. In nur einem Jahr starben hier von 1944 bis 1945 über 4000 Menschen, wenige überlebten die Gräueltaten des Nationalsozialismus. Ihrer zu gedenken und den Überlebenden wie Angehörigen zur Seite zu stehen, ist nicht nur unsere Pflicht, sondern für mich tiefe Überzeugung der Menschlichkeit. Ich danke der Stiftung Naturschutz, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, den Städten Ellrich und Walkenried, Niedersachsen und Thüringen, besonders aber dem Ehrenamt: Sie schaffen hier ein würdiges Erinnern.“
Das unten befindliche Bild kann bei Angabe des Urhebers „Niedersächsischer Landtag“ redaktionell verwendet werden. Auf dem Foto sind Landtagspräsidentin Hanna Naber (Niedersächsischer Landtag) und Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Thüringer Landtag) während ihres Besuches der Gedenkstätte KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte zu sehen.